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LOTHAR VON FABER

Gründer der BKK Faber-Castell & Partner

1844 gründete Lothar von Faber eine Betriebskrankenkasse, denn wer satt und gesund ist, geht nicht auf die Barrikaden: Lothar von Faber übernahm 1839 nach dem Tod seines Vaters die Bleistiftfabrik seiner Eltern. Mit eisernem Willen verfolgte er sein ehrgeiziges Ziel, Zitat:

... mich auf den ersten Platz emporzuschwingen, indem ich das Beste mache, was überhaupt in der Welt gemacht wird ...

1844 – das Gründungsjahr
Im Jahr 1844 – lange bevor die Frage der Arbeiterversicherung ein Thema für die hohe Politik wird – gründete Lothar Faber bereits eine Krankenkasse für die Belegschaft: die erste in der Region um Nürnberg, die erste in Bayern und eine der ältesten in Deutschland. Sie wird zum Vorbild für viele andere Einrichtungen.


1871 werden Fabrikordnungen obligatorisch
Die darin für Verfehlungen der Mitarbeiter festgesetzten Strafgelder fließen seitdem dem Kassenbestand der BKK zu. Die Kasse wurde mit wöchentlichen Beiträgen der Arbeiter und mit Einlagen der Firma finanziert.


Am 1. Januar 1880 wird die BKK in eine Kranken-, Unterstützungs- und Pensionskasse umgewandelt
Der Kasse geht es schließlich so gut, dass die Mitarbeiter zeitweise keine Beiträge zahlen müssen. Erst ab 1907 werden die Beiträge neu festgesetzt: Wie damals üblich, tragen die Mitarbeiter zwei Drittel, die Firma ein Drittel der Beiträge.

 

Soziale Verantwortung als Schlüssel zum Erfolg
Lothar von Faber war sich der Kehrseite des Fortschritts in der Industrialisierung bewusst, denn nur allzu oft waren Armut und schlechte Lebensbedingungen das Schicksal der Fabrikarbeiter. Deshalb sorgte er neben der Gründung einer Betriebskrankenkasse – der ältesten in Bayern – mittels einer Sparkasse für ihre finanzielle Absicherung und zahlte ihnen geregelte Löhne. Er baute für sie Wohnhäuser, sorgte für ihre Weiterbildung, förderte Schulen und lies die Jüngsten in einer „Kleinkinderbewahranstalt“ betreuen.Auf Lothars Initiative hin erhielt Stein eine Kirche, die bis heute den Ortskern prägt. Dieses soziale Engagement eines Unternehmers ist für die damalige Zeit noch so ungewöhnlich, dass Kaiser Napoleon III eine Delegation von Frankreich nach Stein schickt, um sich vor Ort zu informieren und Lothar von Faber mit dem Ritterorden der Ehrenlegion auszuzeichnen. 

Die Erfindung des Wohlfahrtsstaates (1883): aus Fabrikkassen werden Betriebskrankenkassen
Zwischen 1883 und 1889 führte Reichskanzler Bismarck die Sozialgesetzgebung ein, um kranke, alte und arbeitsunfähige Arbeiter vor der völligen Verarmung zu schützen. Der eigentliche Zweck der Gesetze war schon damals den meisten Beobachtern klar: Mit Hilfe sozialer Wohltaten wollte Bismarck die Arbeiter der Sozialdemokratie entfremden und für den fürsorglichen Obrigkeitsstaat gewinnen.

Mit der gesetzlichen Krankenversicherung von 1883 erhielten Millionen von Menschen Unterstützung bei Krankheit
Die Versicherungspflicht ließ die Krankenkassenlandschaft bunter werden: Zu den weiter bestehenden Betriebs-, Innungs- und Knappschaftskassen kamen die von den Gemeinden errichteten Ortskrankenkassen. Als Reaktion auf das Gesetz gründeten immer mehr Betriebe eigene Krankenkassen, weil die Fabrikbesitzer den Einfluss der Ortskrankenkassen auf den eigenen Betrieb fürchteten. Sie wurden häufig von den Arbeitervertretern dominiert und galten als Bastion der gefürchteten Sozialdemokratie.

Auch bei den späteren Träger- und Partnerunternehmen der BKK Faber-Castell & Partner gründeten sich in den nächsten Jahrzehnten neue Betriebskrankenkassen:

  • 1891 BKK Goebel in Rödental
  • 1897 Vorläufer der BKK Flachglas AG in Weiden
  • 1900 BKK Rodenstock in Regen
  • 1914 Vorgängerkasse der BKK Nachtmann Neustadt
  • um 1882 BKK Pfleiderer

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Lothar war ein früher „Globalisierer“, Vordenker und Pionier des Markenschutzrechts und erwarb sich hohes soziales Ansehen

Doch das Schicksal ersparte Lothar und Ottilie nichts: Beide Enkelsöhne starben im Kindesalter, sein Sohn Wilhelm erlag im 42. Lebensjahr einer Herzattacke. Damit war der Mannesstamm der Familie von Faber erloschen. So war es Lothar, dem ebenso erfolgreichen wie außergewöhnlichen Unternehmer, nicht vergönnt, sein Lebenswerk in die Hände eines Nachfolgers zu legen. Zudem hatten zu seiner großen Enttäuschung seine beiden Brüder Eberhard und Johann ihre eigenen Bleistiftfirmen gegründet. Doch auch wenn die Zukunft des Hauses ungewiss war, er gab nicht auf: Noch in den letzten Lebenswochen widmete er sich trotz schwerer Krankheit seinen Geschäften. Lothar Freiherr von Faber starb am 26. Juli 1896 im Alter von 79 Jahren.
Fast zwei Jahre später, am 28. Februar 1898, vermählte sich seine älteste Enkeltochter Ottilie mit Alexander Graf zu Castell-Rüdenhausen. Der Name „Faber“ lebte jedoch weiter, denn aufgrund einer Verfügung Lothars nahm das Paar den Namen Graf und Gräfin von Faber-Castell an.

Mehr zu Lothar von Faber und dem Geschlecht von Faber-Castell erfahren Interessierte in der Sonderausstellung „Lothar von Faber – Unternehmer, Globalisierer, Visionär“ im Schloss Faber-Castell in Stein. Die Ausstellung kann während der Schlossöffnungszeiten besucht werden. (jeden 3. Sonntag im Monat von 11 bis 17 Uhr)