In Deutschland beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit von abhängig Beschäftigten 38,4 Stunden. Jedoch möchte die Mehrheit der Beschäftigten (53 Prozent) die Arbeitszeit verkürzen. Knapp die Hälfte wünscht sich zudem weniger als fünf Tage pro Woche zu arbeiten. Weitere Informationen hierzu finden sich im aktuellen "Arbeitszeitreport Deutschland (PDF)" der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA).
Für die Arbeitszeitgestaltung spielt nicht nur die Länge der Arbeitszeit eine Rolle, sondern auch die Lage im Tages- und Wochenverlauf. Der Großteil der Beschäftigten (82 %) arbeitet nicht in Schichtarbeit und normalerweise zwischen 7 und 19 Uhr. 18 Prozent aller Beschäftigten sind hingegen in Schichtarbeit tätig. 39 Prozent der Beschäftigten arbeiten regelmäßig am Wochenende. Atypische Arbeitszeiten gehen häufig mit einer schlechteren allgemeinen Gesundheit und Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance einher.
Gleichzeitig haben für viele Beschäftigte die Möglichkeiten, Arbeitszeiten flexibel zu gestalten, deutlich zugenommen. Dies geht einher mit der Zunahme der Arbeit von zuhause, die im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie nicht nur deutlich weiter verbreitet ist, sondern bei vielen Beschäftigten auch in größerem Umfang erfolgt. Zeitliche Flexibilitätsmöglichkeiten gehen mit einer besseren Gesundheit und einer höheren Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance einher. Die Erfassung von Arbeitszeiten gehört für vier von fünf Beschäftigten zum Arbeitsalltag und tritt ebenfalls mit einer größeren Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance auf.
Flexible Arbeitszeiten mit Arbeitszeitkonten
Arbeitszeitkonten sind eine praktische Methode zur Flexibilisierung von Arbeitszeiten. Sie funktionieren ähnlich wie Sparbücher, allerdings werden hier keine Geldbeträge, sondern Arbeitsstunden angespart. Wird die vereinbarte Arbeitszeit überschritten, werden die zusätzlich geleisteten Arbeitsstunden ohne Überstundenzuschläge dem Arbeitszeitkonto gutgeschrieben. Umgekehrt werden Arbeitsstunden vom Arbeitszeitkonto abgebucht, wenn weniger als die vereinbarte Arbeitszeit gearbeitet wurde. Von Arbeitszeitkonten profitieren Arbeitgeber und Arbeitnehmer: Unternehmen können flexibel auf Auftrags-, Produktions- oder Saisonschwankungen reagieren, Beschäftigte haben zeitweise mehr Zeit für sich oder ihre Familie. Die beiden gebräuchlichsten Modelle sind das Kurzzeitkonto und das Langzeitkonto.
Kurzzeitkonten sind auch als Gleitzeitkonten bekannt. Die Dauer und ein Rahmen für die tägliche Arbeitszeit werden festgelegt, aber innerhalb dieser Grenzen kann der Arbeitnehmer die Arbeitszeit frei wählen. Es wird ein Rahmen für Guthaben und Minusstunden vereinbart, sowie ein Zeitraum, in dem das Guthaben oder Minusstunden ausgeglichen werden. Die Arbeitszeit muss den gesetzlichen Vorschriften des Arbeitszeitgesetzes entsprechen und die Bewegungen auf den Zeitkonten müssen dokumentiert werden. Das Monatsentgelt bleibt unabhängig vom Arbeitszeitkonto konstant.
Langzeitkonten, auch als Zeitwertkonten bezeichnet, ermöglichen es mehrere Jahre ein Guthaben an Arbeitszeit anzusammeln. Das angesparte Guthaben kann für einen Langzeiturlaub oder den vorzeitigen Ruhestand verwendet werden. Auch während der Freistellung wird dann weiterhin das volle Entgelt gezahlt. Voraussetzung ist eine schriftliche Vereinbarung mit dem Arbeitnehmer, sogenannte Wertguthabenvereinbarungen. Unternehmen müssen Langzeitkonten müssen Unternehmen als Arbeitsentgeltguthaben inklusive des darauf entfallenden Arbeitgeberanteils an den Sozialversicherungsbeiträgen führen und müssen Arbeitnehmer mindestens einmal pro Jahr schriftlich über die Höhe des angesammelten Wertguthabens informieren und die Langzeitkonten als Arbeitsentgeltguthaben inklusive des darauf entfallenden Arbeitgeberanteils an den Sozialversicherungsbeiträgen führen. Aufgrund der potenziellen Höhe der Wertguthaben sind die Langzeitkonten gegen das Insolvenzrisiko abzusichern. Der Nachweis und die Dokumentation erfolgt in den Entgeltunterlagen.